Der Kleine braucht meine Nähe nahezu rund um die Uhr, weshalb es ein paar Tage gedauert hat, bis ich endlich die Zeit für den Geburtsbericht gefunden habe. Wie ihr ja sicher schon mitbekommen habt, hat der 14.9.2018 unser Leben komplett verändert und auf den Kopf gestellt. Unser kleiner David hat das Licht der Welt erblickt und bereichert unser Leben seit diesem Moment unglaublich. Hier möchte ich euch ein bisschen auf unserem Weg dort hin mitnehmen und hoffe, dass ich der einen oder anderen Mommy-to-be vielleicht auch Mut machen kann.
Darf ich bitten?
Unser kleiner Schatz hat sich (wie fleißige Blog-Leserinnen sicher auch noch wissen) etwas bitten lassen. Soll heißen, dass er sich weder bis zum ET noch in der Woche danach freiwillig auf den Weg gemacht hat. Aufgrund der Gestationsdiabetes war also klar, dass wir am ET+7 zur Einleitung antanzen müssen. Am 14.9. haben wir uns also schon morgens auf den Weg in die Klinik gemacht, wo wir um 7:30 Uhr einen Termin hatten. Zunächst wurde wieder ein CTG geschrieben und ich wurde untersucht. Zu diesem Zeitpunkt war der Muttermund wohl schon zwei Finger breit offen. Die Hebamme meinte, dass das ganz gut aussehe und wir hoffentlich noch am selben Tag unseren Schatz im Arm halten werden. Dann wurde mir das Bändchen gelegt und es hieß warten. Längstens 24 Stunden wurde uns gesagt, bei den meisten würde es aber am Nachmittag losgehen, wenn in der Früh eingeleitet wird. Ich warf mich also in mein hübsches Klinik-Nachthemd und Mr. Right und ich machten uns auf den Weg ins Wehenzimmer.
Das Wehenzimmer
Hier war nur ein Bett belegt und die werdende Mami war wohl schon etwas weiter, jedenfalls hatte sie regelmäßig hörbar Wehen zu veratmen. Mir ging es noch ein paar Stunden echt blendend und ich habe Mr. Right heimgeschickt. Der wollte allerdings nicht von meiner Seite weichen und hat es sich auf einer Art Campingsessel aus der Klinik neben mir gemütlich gemacht. Die Zeit verging recht schnell und beim nächsten CTG wurde ich gefragt, ob ich schon Wehen spüre, weil das CTG wohl deutlich Wehen aufzeichnete. Hmm.. komisch. Ich spürte nämlich gar nichts. Dachte mir schon kurz, hey vielleicht bin ich ja immun :D (wenn ich gewusst hätte, was noch auf mich zukommt ... :D ). Dann durfte ich das Mittagsmenü für die kommenden 3 Tage auswählen und schon wurde auch das Mittagessen für den heutigen Tag serviert. Es war ein nach nichts schmeckender Fisch mit Zitronensauce und ich kann mich tatsächlich nicht mehr an die Beilage erinnern. Ich glaube aber, dass es Reis war. Achtung Spoiler Alarm: Davon hatte ich 2 mal etwas (genau genommen 3 Mal :D). Während ich den Fisch missmutig Bissen für Bissen aß machte sich Mr. Right langsam auf den Weg in die Stadt, um sich auch etwas zum Essen zu besorgen. Als er gerade losmarschierte, kam wieder eine Schwester und hing mich erneut an das CTG. Sie hat mich noch gefragt, ob ich schon Wehen verspüre und ich habe wieder verneint. Als sie den Raum verließ war sie dann plötzlich da. Die erste Wehe. Relativ kurz aber doch so, dass ich wusste was da los war. Dann wartete ich darauf, dass die nächste kam. Sie kam aber nicht. Na gut, dann warten wir eben weiter. Um 13:35, also etwa eine halbe Stunde später, kam dann die nächste Wehe und die war schon echt ordentlich (nicht im Vergleich zu dem, was Stunden später noch kam aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht). Ich lag da also auf die Seite gedreht und musste sie tatsächlich veratmen. Just in diesem Moment kam Mr. Right vom Essen zurück und fragte gleich was los sei. Ich denke, es geht jetzt langsam los, meinte ich dann zu ihm.
So war es dann auch und die Wehen kamen dann immer regelmäßiger. Sie waren noch recht gut zu veratmen (Mr. Right massierte mir den unteren Rücken und "schüttelte", wie wir es im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hatten) und es ging so dahin. Als die Schwester das nächste Mal kam wurde ich wieder untersucht und der Muttermund war bei knapp 4 cm. Gut. Es tat sich also etwas. Sie schlug vor, die nächsten Wehen doch auf dem Pezziball zu veratmen, was ich versucht habe. Das Sitzen auf dem Ball empfand ich allerdings als so unangenehm, dass ich schnell wieder in die Seitenlage im Bett wechselte. Einige Wehen später kam sie dann: die erste richtig heftige Wehe. Ich schaffte es gerade noch, Mr. Right zu sagen "Oh mein Gott, mir ist schlecht, ich kotze gleich!" Er war wie immer top vorbereitet und hat sich schon in der ruhigen Zeit im Raum umgesehen und konnte in der letzten Sekunde eine Spucktüte reichen, welche im nächsten Moment schon gut gefüllt war (sorry für die Details aber ich bin für #mehrrealität). Leicht schockiert läutete Mr. Right einer Schwester, die einen Augenblick später schon im Raum stand. Sie meinte, dass das ein gutes Zeichen wäre und dass wir jetzt auch langsam in den Kreißsaal wechseln können.
Im Kreißsaal
Da waren wir also. Ich kannte den Kreißsaal schon aus einer der Voruntersuchungen und machte es mir gleich "bequem". Mr. Right nahm auf dem Stuhl neben dem Kopfende des Bettes Platz und dort blieb er bis zum Schluss. Die Wehen wurden immer heftiger und ich dachte darüber nach, wie lächerlich das Veratmen der Wehen im Wehenzimmer vergleichsweise war. Ich verlangte immer wieder bei den heftigeren Wehen den Spuckbeutel, den ich tatsächlich noch ein weiteres Mal wirklich gebraucht habe. Mr. Right war erneut im richtigen Moment zur Stelle. Er brachte mir auch zu Trinken und wich nicht von meiner Seite.
Die folgenden Stunden im Kreißsaal werde ich etwas abkürzen. Die beiden Hebammen waren sehr nett und haben mich gut unterstützt. Wehe für Wehe kam und ging wieder und eigentlich hatte ich das Gefühl, dass wir das ganze gut hinbekommen. Irgendwann meinte die Hebamme, dass der Muttermund schon 10cm offen war und ich langsam anfangen dürfte mitzuschieben. Da ich vor der Geburt viel darüber gelesen habe, dachte ich: Hey, das Schlimmste ist geschafft. Ich habe gelesen, dass die meisten Frauen es als angenehm empfinden, wenn die Presswehen losgehen. Einerseits, weil man selbst mitschieben darf und dem Schmerz nicht mehr so wehrlos ausgesetzt ist, andererseits sind Presswehen eigentlich auch ein Zeichen dafür, dass es nicht mehr lange dauert. Eigentlich. In meinem konkreten Fall folgten noch mehrere schmerzhafte Stunden voller Presswehen und zahlreichen Positionswechseln. Ich habe auch die ungeduldigen, fast schon genervten, Blicke der Hebammen wahrgenommen, nach jeder Wehe, in der der Kopf wieder nicht die letzte Kurve geschafft hat. Immer wieder habe ich in den kurzen Wehenpausen "Wie lange soll das noch so gehen?!" gebrüllt, weil ich natürlich bemerkt hatte, dass irgendetwas nicht so läuft, wie es sollte. Es folgten immer wieder aufmunternde Worte aber ich merkte, dass die Hebammen selbst nicht mehr dran glaubten, dass das noch etwas wird. Irgendwann krachte es und meine Fruchtblase war geplatzt. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Wehen noch schmerzhafter aber laut Hebamme auch etwas effektiver. Später kam ein Arzt dazu und beobachtete ein paar Wehen. Irgendwann hat man mir dann gesagt, dass der kleine David ein Sternengucker ist, seinen Kopf also nicht richtig in den Geburtskanal gedreht hat und deshalb Probleme auf der Zielgeraden hat. Man konnte aber schon erkennen, dass er viele Haare hat. Oh Mann, war ich gespannt, wie der kleine Mann aussehen wird. Die nächsten Stunden habe ich in einer Art Delirium verbracht. Es wurde immer dunkler und ich habe immer einmal wieder gefragt, wie spät es ist. Es war schon nicht mehr lange bis Mitternacht aber die Hebammen meinten immer wieder, wir würden den 14.9. schon noch schaffen als Geburtsdatum. Irgendwann meinte die Hebamme: "Dem Baby geht es aber gut, alles in Ordnung". Irgendwie schaffte ich es noch, zu scherzen und antwortete ganz trocken brüllend: "Schön, mir aber nicht". Das sorgte für kurzes Gelächter, bevor es dann in den Endspurt ging.
Endspurt
Ab dann ging alles recht schnell. Der Arzt, der zunächst nur beobachtete, warf sich bei jeder Wehe mit seinem kompletten Gewicht auf meine Rippen und versuchte, von außen mitzuhelfen. Gleichzeitig gab man mir (nach ein paar missglückten Versuchen, den Venenfloh zu legen) einen Wehenverstärker. Leider funktionierte auch das nicht. Das war übrigens das erste Mal, dass ich gefragt hatte, ob man nicht etwas gegen die Schmerzen tun könne. Die Antwort kam nach vielen Folgen "Hebammen im Einsatz" für mich wenig überraschend: "Dafür ist es längst zu spät, wir sind ja eigentlich schon fertig, jetzt kann man nichts mehr gegen die Schmerzen machen".
Etwas später standen plötzlich ca. 7 Leute im Raum, darunter auch ein weißhaariger Oberarzt im weißen Kittel (irgendwie strahlte er durch dieses leuchtende weiß für mich eine unglaubliche Kompetenz und Weisheit aus - ich dachte, wenn er da ist, wird es jetzt schon endlich klappen :D ) Und so war es auch. Allerdings auf eine etwas radikalere Art als ich das erwartet hatte: Es wurde ein Dammschnitt gemacht und dann wurde der kleine David mit der Saugglocke das letzte Stück herausgeholt.
Und plötzlich lag er da. Glitschig und mit einer großen Beule am Kopf war er endlich da. Unser größter Schatz. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Auch Mr. Right war hin und weg. Und wir hatten es tatsächlich geschafft: Es war immer noch der 14.9., 22:54 Uhr. Mein Zeitgefühl hatte mich völlig verlassen und nach einer Kuscheleinheit wurde David mit Mr. Right zum Wiegen und Messen mitgenommen. Ich konnte das Ganze von meinem Bett aus zumindest von hinten mitverfolgen. Etwas später waren wieder 3-4 Mann zu Gange, als ich genäht wurde. Das tat mehr weh, als ich dachte und dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Ich bat Mr. Right mit dem Kleinen wieder neben mich zu kommen, damit ich ihn währenddessen ansehen konnte.
Danach wurde er auch schon das erste Mal angelegt (das hat nicht so gut funktioniert) und Mr. Right und ich durften noch ca. 2 Stunden mit dem Kleinen kuscheln. Danach verabschiedete sich Mr. Right von seiner kleinen Familie und David und ich verbrachten die erste schlaflose Nacht auf der Wochenbett-Station.
Und man vergisst den Schmerz tatsächlich
Alles in allem war es bestimmt keine leichte Geburt und ich hatte wochenlang noch starke Schmerzen aufgrund der Nähte. Ich bin stolz, dass wir das zu Dritt so gut gemeistert haben und dass ich es tatsächlich ohne PDA oder andere Schmerzmittel geschafft habe. Das war mein großes Ziel aber wer weiß schon vorher, ob das dann auch so klappt. Jetzt, 3 1/2 Wochen nach der Geburt, sind die Schmerzen wirklich auf einem erträglichen Level und hätte ich nicht diesen Geburtsbericht verfasst, würde ich keine Sekunde mehr über die Schmerzen an diesem Tag nachdenken. Unser kleiner Schatz macht uns so überglücklich und jede Sekunde auf dem Weg zu uns hat sich mehr als nur gelohnt.